Beschäftigen sich Land und Bund auch mit Aquakultur?


Ja, sowohl Bund als auch das Land berücksichtigen in ihren Strategieplänen die einheimische Fischproduktion.

 

Zander und Kreislaufanlagen beim Bund

Im 157-seitigen Nationalen Strategieplan der Bundesregierung für Aquakultur kommt das Wort Zander acht Mal vor.

Interessant ist die Definition auf Seite 10:
"Der Begriff der Aquakultur für diesen Strategieplan
Die Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über die Gemeinsame Fischereipolitik definiert Aquakultur als „kontrollierte Aufzucht aquatischer Organismen mit Techniken zur Steigerung der Produktion über die natürlichen ökologischen Kapazitäten hinaus; die Organismen verbleiben in allen Phasen der Aufzucht bis einschließlich der Ernte Eigentum einer natürlichen oder juristischen Person.“
Die Aquakultur in Deutschland wird seit langem als „die kontrollierte Aufzucht, Haltung und Vermehrung aquatischer Organismen“ definiert, womit der EU-Definition der notwendige Aspekt der Vermehrung hinzugefügt wird.
Die Aquakultur in Deutschland erstreckt sich von naturnahen, extensiv bewirtschafteten Teichanlagen über Durchflussanlagen und Netzgehegen bis hin zu geschlossenen Warmwasserkreislaufanlagen. Im marinen Milieu zählt die Muschelkulturwirtschaft ebenfalls zur Aquakultur."

 

Auf Seite 15 wird folgende Forderung erhoben, welcher die Deutsche Edelfisch Rechnung trägt:
"Außerdem wird gefordert, „…den Ausbau der Produktionskapazität der Aquakultur in Deutschland als strategisches Ziel zu verankern und jene Produktionsmethoden zu fördern, die effizient mit der Ressource Wasser umgehen (wie z. B. Teilkreislauf- und Kreislaufanlagen). Ressourcenschonende Produktionsverfahren könnten ein Anrecht auf eine privilegierte Wassernutzung (Entnahme von Grundwasser und Oberflächenwasser, Zugang zu Meeresflächen) erhalten."


Zitat von Seite 21:
"Wärmeliebende Fischarten (wie z. B. Afrikanischer Wels, Europäischer Aal, Zander, Europäischer Wels, Tilapia) und Garnelen (v.a. Litopenaeus vannamei) werden in technischen Anlagen (meist Kreislaufanlagen) mit erwärmtem Wasser aufgezogen. Auch dieser Bereich der Aquakultur verzeichnet sowohl hinsichtlich der Anzahl der betriebenen Anlagen, als auch der darin produzierten Fischmenge in den letzten Jahren keinen Zuwachs, sondern stagniert seit 2015 im Bereich von ca. 2 500 - 3 000 t Jahresproduktion (Abb. 3). Hier wurde das Ziel noch deutlicher verfehlt, die Erzeugung liegt momentan bei lediglich knapp 15 Prozent der anvisierten 20 000 t Jahresproduktion."


Zitat von Seite 22:
"Bei einem Pro-Kopf-Verbrauch an Fisch und Fischereierzeugnissen von 13,7 kg betrug der Marktanteil von Süßwasserfisch im Jahr 2018 26,5 Prozent im Vergleich zu 61,9 Prozent Seefisch12. Der deutsche Fischmarkt wird von Importen dominiert. Während deutsche Erwerbsfischer und Fischzüchter im Jahr 2018 einen Speisefischertrag von etwa 18.500 t Süßwasserfisch meldeten (ohne Satzfische und Angelfischerei, da der Fang der Angler nicht vermarktet wird), summierten sich die Importe auf etwa 127 000 t. Die beliebtesten heimischen Süßwasserfische sind Forellen, Karpfen, Aal, Zander, Barsch, Hecht und Maräne. Da bei einigen der insgesamt in Deutschland verzehrten Süßwasserfischarten in Teilbereichen Hochrechnungen oder Schätzungen vorgenommen werden mussten, ist von einem durchschnittlichen Selbstversorgungsgrad von 20 bis 25 Prozent auszugehen."


Auf Seite 32 ist zu lesen:
"Erfolgreich betriebene Kreislaufanlagen in Deutschland gibt es seit 25-30 Jahren [..] Es ist aber angesichts der internationalen Entwicklung nur eine Frage der Zeit, bis größere Anlagen auch hierzulande gebaut und die dafür erforderliche Infrastruktur geschaffen wird. Die Abwärme aus Biogasanlagen kann für die Produktion wärmeliebender Fischarten in Kreislaufanlagen genutzt werden."

Zander und Kreislaufanlage beim Land Mecklenburg-Vorpommern

Gleich auf Seite 3 der UNTERRICHTUNG durch die Landesregierung über die Strategie zur Entwicklung der Aquakultur in Mecklenburg-Vorpommern ist folgendes zu lesen:

"Übergeordnetes Ziel der Landesregierung ist die Entwicklung der Aquakultur in MecklenburgVorpommern (M-V)."


Seite 8 gibt Auskunft über die aktuelle Lage in Mecklenburg-Vorpommern:
"
Im Jahr 2014 erzeugten in Mecklenburg-Vorpommern 19 Betriebe der Aquakultur eine Fischmenge von 1.053 Tonnen, darunter 279,5 Tonnen in Teichen und 622,5 Tonnen in Kreislaufanlagen. Ausgerechnet das wasserreiche Bundesland M-V hat damit nur einen Anteil von 5 Prozent der gesamtdeutschen Aufzucht von Fischen in Aquakulturanlagen.
Hinzu kommt, dass die 42 haupterwerblichen Binnenfischereiunternehmen alle darauf angewiesen sind, Fisch aus Dänemark, Polen, Niederlande oder Frankreich zuzukaufen, um ihren Kunden ein möglichst breites Sortiment anzubieten. Dies geschieht auch unter dem Aspekt, dass die Fangmengen nicht ausreichen, um ein ausreichendes Einkommen zu erzielen. Allein diese Tatsache ist ein starkes Argument, um den Ausbau der Aquakultur in M-V zu forcieren."

 

Weiter ist auf der folgenden Seite zu lesen:
"Warum Aquakultur? - Ressourcenverbrauch
Landverbrauch in m² je kg Protein: Während man bei extensiver Rinderhaltung von 160 bis zu 2.100 m²/kg Protein ausgeht, geht man ähnlich wie bei Geflügel bei Fisch aus Kreislaufanlagen von unter 25 m²/kg Protein aus
(Quelle: „Der ökologische Fußabdruck der Fischzucht“, www.lazbw.de).

Warum Aquakultur? - Antibiotikaeinsatz
Antibiotikaeinsatz bei Lachs in Norwegen:
- 1987: knapp 50 Tonnen (bei 46.000 Tonnen Lachs)
- 2010: Weniger als 1 Tonne (bei knapp 1,1 Mio. Tonnen Lachs)

[..]
In Kreislaufanlagen verbietet sich der Einsatz von Antibiotika, weil er als erstes die Bakterien töten würde, die für die Reinigung des Wassers benötigt werden"


Seite 13 erwähnt Hohen Wangelin:
"Nachdem Ende der 90er Jahre klar war, dass in M-V unter den rechtlichen Bedingungen eine Entwicklung der Aquakultur nur möglich ist, wenn man es schafft, Fische in Kreislaufanlagen wirtschaftlich rentabel aufzuziehen, wurde die Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei (LFA M-V) beauftragt, die technische Entwicklung von Kreislaufanlagen voranzutreiben. Ziel war und ist es, den Unternehmen, die Fische in einer Kreislaufanlage aufziehen wollen, verlässliche Daten für eine kommerzielle Nutzung zur Verfügung zu stellen.
Dazu wurde in einem ersten Schritt die Versuchsanlage in Born auf dem Darß ausgebaut, um vorhandene Kreislaufanlagentechnologie zu testen und zu verbessern. Neben Versuchen im Labormaßstab wurden anschließend Experimentalanlagen errichtet, die so groß sind, dass sie als Modul einer kommerziellen Anlage zum Einsatz kommen können, um alle „scaling-up“-Probleme miterfassen und lösen zu können (Umsetzung zum Beispiel in einem Landwirtschaftsunternehmen in Hohen Wangelin)."

 

Seite 16 geht auf das Tierwohl und Stress von Fischen ein:
"Tierwohl Sowohl für die Frage der Akzeptanz der Aquakultur durch den Konsumenten, aber auch für die erfolgreiche kommerzielle Umsetzung der Aquakultur kommt es ganz entscheidend darauf an, für die aquatischen Organismen optimale Lebensbedingungen zu schaffen. Die ersten Projekte zu diesem Thema wurden in den letzten sieben Jahren durchgeführt. Weltweit ist der Forschungsumfang auf diesem Gebiet beschränkt. In Mecklenburg-Vorpommern wurden bisher vor allem Untersuchungen zum Stress bei Zandern in KLA [..] durchgeführt."

Strategiepläne

Nationaler Strategieplan Aquakultur für Deutschland:

www.portal-fischerei.de/bund/aquakultur/nationaler-strategieplan-aquakultur

Nationaler Strategieplan Aquakultur McPomm:

www.landtag-mv.de/../Drs06-5513.pdf

Letzte Änderung: Samstag, 26.06.2021     | Erstellt von TYPO3-Beratung.com, Nürtingen/Stuttgart